Magnetische Wasserbehandlung mit Aqua Fractal

Magnetische Wasserbehandlung mit Aqua Fractal

Freitag, 25. Januar 2013

Biofilme


Kalkumwandlung und Desinfektion mit TwinOxide-Solutions als notwendige Maßnahme  zur  Sicherung der Qualität des Trinkwassers?
Folgt man den Berichten  zur  Gewährleistung einer  stabilen Trinkwasserversorgung, dann  stellt man immer wieder fest, dass  bei Defiziten der „Schwarze Peter“  bei den Wasserversorgungs-unternehmen gesucht wird. Diese Suche ist aber  ergebnislos, da  die Schachstellen  bereits bei den  Betreibern oder Besitzern der  Wasser-Installationssysteme  zu finden sind. 
In den  wasserführenden Rohrsystemen lagert  sich  „Kesselstein“ ab und auf diesem  wachsen dann die Biofilme, die Quellen der mikrobiologischen Belastungen des Trinkwassers.  Die  sich gebildeten Keime sind die dann die Ursache der  mit dem Wasser verbundenen Krankheiten. Die Kalkumwandlung  hat  die Priorität 1.
Vielfach werden dann Desinfektionsverfahren eingesetzt, um die Keimbelastungen zu minimieren. Das ist aber eine nachrangige Maßnahme.
Ellipse: Kalkum-wandlungDie Reinheit der wasserführenden  Leitungen und Behälter kann aber nur  gesichert werden, wenn man prioritär dafür sorgt, dass  die Kesselsteinbildung  verhindert  bzw. reduziert wird. Bei älteren Wasserleitungen wird eine effektive Rohrreinigung unumgänglich sein, wobei  sich  das Impuls-Reinigungs-Verfahrung  besonders empfiehlt. Nachfolgend zu  der  Reinigung wird eine kontinuierliche Desinfektion erfolgen können, wobei  sich  Chlordioxid als Desinfektionsmittel  besonders  eignet.
Hydropath
 
Textfeld: TwinOxide-Solutions
 













Die nachfolgend zitierte Studie spiegelt den aktuellen Forschungsstand zur Biofilmproblematik  in Hauswasseristallationen wider.( Hervorhebungen durch den Verfasser). Hier werden auch die augenblicklichen Defizite herausgearbeitet. Nicht berücksichtigt wurden die möglichen Vorteile der kontinuierlichen physikalischen Kalkumwandlung. Hier ergibt sich ein augenscheinlicher weiterführender Forschungsbedarf.
Die Möglichkeiten der Reduzierung des Biofilmwachstums durch Chlordioxid werden angedeutet. Da es sich bei den TwinOxide-Solutions um keine reinen Chlordioxid-Lösungen handelt, wäre es zu untersuchen, ob damit ein beschleunigter Biofilmabbau ermöglichen lässt. Das ist zu vermuten, da das Redoxpotential dieser Lösungen bei etwa  1100mV bis 1200 mV liegt.  Die TwinOxide-Solutionen besitzen somit ein höheres Oxidationspotenzial als reines Chlordioxid.
Es deutet sich somit an, dass die Kombination der physikalischen Kalkumwandlung mit der Desinfektion durch TwinOxide-Solutions eine vorrangige  Maßnahme zur präventiven  Biofilmreduktion ist.

Dr.-Ing. Wolfgang Storch
Research TwinOxide Int. BV
Quellen:








Studie
Vermeidung und Sanierung von Trinkwasser-Kontaminationen durch hygienisch relevante Mikroorganismen aus Biofilmen der Hausinstallation
Koordination: Prof. Dr. Hans-Curt Flemming,
                          IWW Zentrum Wasser - Moritzstraße  
26 - 45476 Mülheim,
                          Biofilm Centre - Universität Duisburg Essen - Geibelstraße 41 - 47057 Duisburg

Die letzten Meter auf dem Weg zum Wasserhahn

Trinkwasser ist das am besten überwachte Lebensmittel. Und die Qualität des Trinkwassers in Deutschland ist weltweit vorbildlich – bis zur Wasseruhr. Dann aber beginnt eine Grauzone: die Hausinstallation. Ihr galt die Aufmerksamkeit eines Forschungsprojektes, an dem fünf Forschungseinrichtungen und 17 Industriepartner vier Jahre lang geforscht haben, unter Koordination von Prof. Dr. Hans-Curt Flemming (IWW Mülheim und Uni Duisburg-Essen) und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Ergebnisse lassen aufhorchen. Eine landesweite Befragung der Gesundheitsämter brachte zum Vorschein, dass höchstens die Hälfte der Gebäude, die sie zu überwachen haben, seit Beginn der Überwachungspflicht untersucht worden sind. Das liegt aber nicht daran, dass die Ämter inaktiv sind, sondern sie sind einfach überfordert und unterbesetzt. Die Methoden, mit denen die Untersuchungen durchgeführt
werden, sind sehr unterschiedlich und führen daher auch nicht immer zu vergleichbaren Ergebnissen. Aber selbst unter diesen Bedingungen zeigt die statistische Auswertung von über 20.000 Messungen, dass 12 % der Warmwasser-Proben Legionellen und fast 3 Prozent Pseudomonaden enthielten, beide wurden aber auch wesentlich häufiger als erwartet im kalten Trinkwasser gefunden. Eindeutig ist, dass bei strikter Einhaltung der Regeln der Technik für das Betreiben der
Hausinstallation keine Probleme auftreten. Aber da ist es ähnlich wie im Straßenverkehr: bei strikter Einhaltung der Straßenverkehrsordnung gäbe es auch keine Unfälle. Die Inspektionen zeigten nämlich, dass diese Regeln oft nicht eingehalten werden. Für die Hausinstallation ist der Betreiber verantwortlich, und dort fehlen oft Fachwissen, Problembewusstsein und langfristige Kontrolle. Epidemien brechen deshalb noch nicht aus, aber nicht unterschätzen sollte man Erkrankungen, die zum Ausfall von Arbeitszeit und zum Verlust an Lebensqualität führen und die auf Kontaminationen durch das Trinkwasser zurückzuführen sind. 
Wie kommen diese Kontaminationen zustande? Trinkwasser ist nicht steril und muss es auch nicht sein. Die sehr erfolgreiche Strategie der Wasserwerke beruht darauf, den verbleibenden Bakterien die Nährstoffe zu entziehen und dadurch ein „stabiles“ Trinkwasser zu erzeugen. So lässt sich die Chlorung vermeiden.
Wenn diese Bakterien aber auf Werkstoffe treffen, die ihrerseits Nährstoffe abgeben, setzen sie sich dort fest und bilden so genannte Biofilme. Übliche Verdächtige für solche Fälle sind Kunststoffe, die keine Prüfung auf Zulassung im Trinkwasser haben. Zum Beispiel können Duschschläuche oder selbst kleine Dichtungen zum Paradies für Bakterien werden. In diesen Biofilmen können sich auch potenzielle Krankheitserreger einnisten und unter Umständen auch vermehren. Zum Teil werden sie dann wieder an das Wasser abgegeben und stellen ein hygienisches Risiko dar. Dies wurde in praxisnahen Modellsystemen untersucht und nachgewiesen. Gezeigt wurde auch, dass Gegenmaßnahmen mit verschiedenen Desinfektionsmitteln die Situation zwar verbessern, aber nicht
grundlegend sanieren können. Deshalb ist die Qualität der Werkstoffe in der Hausinstallation entscheidend. Und viele Werkstoffe, die auf dem Markt angeboten werden – vor allem die besonders preiswerten – führen geradeswegs zur verstärkten Biofilmbildung. In der Hausinstallation ist die Verwendung geprüfter Werkstoffe nicht zwingend vorgeschrieben – und wer könnte das auch überwachen? 
Im Rahmen dieser Forschungen zeigte sich aber auch noch ein anderes Problem, nämlich das der Untersuchungsmethoden. Gold-Standard ist heute noch die Bestimmung von Koloniezahlen. Allerdings kann man damit nur solche Keime finden, die sich auch vermehren können, sonst gibt es keine Kolonien. Wenn die Bakterien aber gestresst sind, z.B. durch Desinfektionsmittel, UV-Bestrahlung oder Erhitzung, dann kann es sein, dass eben nicht alle abgetötet werden, sondern
viele nur in einen vorübergehend nicht-kultivierbaren Zustand übergehen. Dann sind sie keineswegs tot, aber vom Radar der Standard-Überwachungs-Verfahrenverschwunden. Wenn sie sich erholt haben, können sie sich wieder vermehren und u. U. auch wieder infektiös werden, wie im Forschungsprojekt eindeutig gezeigt werden konnte. Dieses Phänomen dürfte die Erklärung für schwierige Fälle sein, in denen die Sanierung in der Praxis immer wieder problematisch ist, lang dauert und die Kontaminationen immer wieder aufflammen. Methoden, um auch „schlafende“ Keime zu erkennen, sind verfügbar und sie wurden im Forschungsprojekt ebenfalls angewandt und erprobt.  Die entscheidende Frage ist aber nun: unter welchen Umständen gehen die Mikroorganismen in den Dämmerzustand über und wann und warum wachen sie wieder auf? Hier sind die Standard-Methoden überfordert, die sich für den Normalfall seit über 100 Jahren bewährt haben. Hier empfiehlt es sich daher dringend, auch die modernen molekularbiologischen Methoden zu nutzen, um Problemfälle aufzuklären.
Anhand praktischer Problemfälle konnte der Nutzen dieser Methoden bis hin zur erfolgreichen Sanierung  demonstriert werden – aber hier sind noch grundlegende Fragen offen. 
Eine Konsequenz dieses erfolgreichen Forschungsprojektes war es, der Hausinstallation vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken, denn hier kann das beste Wasser seine Qualität verlieren. Es wurden wichtige Hinweise auf Möglichkeiten gegeben, dies zu verhindern. Es zeigte sich aber auch, dass hier noch ein großer Forschungs- und Regulierungsbedarf besteht – nicht nur bei den Materialien, sondern auch bei den Untersuchungsverfahren. Die letzten Meter bis zumWasserhahn sind entscheidend.
In einem verständlich formulierten Thesenpapier wurden die wichtigsten Erkenntnisse aus den Forschungsarbeiten zusammengefasst. Auf Anfrage ist es erhältlich beim IWW Zentrum Wasser (a.postulka@iww-online.de). Die Vorträge sind zugänglich über die Website des Projekts (biofilm-hausinstallation.de und iww-online.de). Der Tagungsband, in dem die wissenschaftlichen Arbeiten dokumentiert sind, kann ebenfalls beim IWW Zentrum Wasser bestellt werden.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Forschungsprojektes in Thesen-Form

An diesem Verbund-Forschungsprojekt haben fünf Forschungseinrichtungen und 17 Industriepartner vier Jahre lang gearbeitet. Ziel war es, die Bedeutung vonBiofilmen in der Trinkwasser-Installation als Kontaminationsquellen für hygienisch relevante Bakterien besser zu charakterisieren sowie die Möglichkeiten ihrer Vermeidung und Beseitigung zu ermitteln. 
In der Trinkwasser-Installation innerhalb von Gebäuden gibt es     - gegenüber dem gut regulierten und kontrollierten öffentlichen Trinkwasserverteilungssystem - eine Vielzahl von Werkstoffen, die bei verschiedenen Temperaturen und Durchfluss-Regimes verwendet werden. Trinkwasser ist nicht steril und braucht es auch nicht zu sein. Das bedeutet, dass ständig Mikroorganismen in Wasser führende Systeme eingetragen werden, die sich auf allen wasserbenetzten Oberflächen anlagern und zu Biofilmen entwickeln können. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich darunter auch hygienisch relevante Organismen befinden, die dann das Trinkwasser kontaminieren. Normalerweise wird das Biofilm-Wachstum dadurch begrenzt, dass durch die Wasseraufbereitung die Konzentration aller Stoffe, die sie zum Wachsen brauchen, so weit wie möglich limitiert wird. Im Gegensatz zu zentralen Trinkwasserverteilungssystemen werden in der Trinkwasser-Installation u. U. auch Werkstoffe eingesetzt, die ihrerseits Nährstoffe abgeben und auf diese Weise das Biofilm-Wachstum unterstützen. Außerdem kommt es im Vergleich zum öffentlichen Wasserverteilungssystem zu häufigeren und oft längeren Stagnationszeiten sowie zu unregelmäßiger Wasserabnahme.
Wasserauslässe von Armaturen (z.B. Zapfhähne, Duschköpfe) können retrograde Kontaminationen verursachen. 
Prävention und Kontrolle von Biofilmen müssen sich  daher nicht nur auf das öffentliche Verteilungsnetz, sondern auch auf die Trinkwasser-Installation erstrecken. Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass es hier noch ein erhebliches Präventions-Potenzial gibt, das bisher nur sehr unzureichend genutzt wird.
In diesem Papier werden die wichtigsten Erkenntnisse in Form von Thesen umrissen, in denen die Kern-Aussagen formuliert werden und die von erklärendem Text begleitet werden. Im Abschlussbericht zu diesem Projekt sind die zugrunde liegenden Daten dokumentiert.

1. Alle wasserbenetzten Oberflächen in der Trinkwasser-Installation sind von Biofilmen besiedelt

Unter dem Begriff „Biofilm“ werden alle Ansammlungen von Mikroorganismen an Grenzflächen verstanden. Im Biofilm sind die Organismen in eine Schicht aus extrazellulären polymeren Substanzen (EPS) eingebettet. Sie können mikrobielle Lebensgemeinschaften bilden, die Zell-Zell-Kommunikation zwischen ihnen wird begünstigt, sie können Gene austauschen und weit höhere Konzentrationen an Desinfektionsmitteln tolerieren als in Suspension. In der früheren deutschen
Trinkwasser-Literatur und auch im DVGW-Arbeitsblatt W 270 wird unterschieden zwischen „Oberflächenbesiedlung“, womit ein sehr dünner Biofilm gemeint ist,und „Oberflächenbewuchs“, womit ein ausgeprägter, deutlich gewachsener Biofilm gemeint ist. Vor dem Hintergrund der obigen Definition ist aber deutlich, dass sowohl Besiedlung als auch Bewuchs auf das gleiche Phänomen, nämlich den Biofilm, zurückgehen und hier nur ein quantitativer Unterschied beschrieben wird. 

2. Werkstoffe und Trinkwasser sind die „ersten Verdächtigen“ als potenzielle Nährstoffquelle für verstärkte Biofilm-Bildung

Auch sehr nährstoffarmes, biologisch stabiles Trinkwasser enthält Mikroorganismen. Wenn sie auf Nährstoffe stoßen, können sie sich vermehren. Als NährstoffQuelle dienen häufig polymere fabrikneue Werkstoffe in der Trinkwasser-Installation, weil sie oft biologisch verwertbare Additive wie Weichmacher, Antioxidationsmittel oder noch Reste von Trennmitteln enthalten, oder bei der Herstellung bzw. Verarbeitung und Installation mit Substanzen verunreinigt wurden, die
als Nährstoffe dienen. Die in diesem Projekt berücksichtigten Werkstoffe sind in Tabelle 1 aufgeführt. Unter praxisnahen Bedingungen bildet sich auf fabrikneuen Werkstoffen innerhalb von 1-2 Wochen bereits ein Biofilm, der nach weiteren 6-10 Wochen (je nach Werkstoff und Nährstoffkonzentration im Wasser) bei allen im Verbundprojekt untersuchten Werkstoffen, Wasserbeschaffenheiten und Temperaturen einen mehr oder weniger quasi-stationären Zustand erreicht. Die Besiedlungsdichte ist im Wesentlichen von der Werkstoffbeschaffenheit abhängig. Im Verbundprojekt wurde dies bei einem Vergleich innerhalb der PolymerWerkstoffe und auch auf Kupfer beobachtet. Besonders stark und sogar mit bloßem Auge sichtbar war die  Biofilm-Bildung auf dem synthetischen
Gummi-werkstoff Ethylen-Propylen-Dien-Monomer (EPDM) mit einer geringen Qualität, die weder den Anforderungen nach DVGW-Arbeitsblatt W 270 noch denen der KTW-Empfehlung entsprach.  7

Tabelle 1: Werkstoffe, die im Projekt untersucht wurden

Allerdings hat auch die Trinkwasserbeschaffenheit eine wesentliche Bedeutung bei der Entwicklung der Biofilme auf Werkstoffen. Durch das Trinkwasser können dem Biofilm z.B. limitierende Nährstoffe zugeführt  werden. Eine Kombination aus schlechter Werkstoffqualität (EPDM ohne Empfehlung) und ungünstiger Wasserbeschaffenheit (Trinkwasser mit z.B. 12 mg/L Nitrat und 1 mg/L Phosphat) führt zu starker Biofilm-Entwicklung.

3. Die Zusammensetzung der Biofilmgemeinschaften variiert und wird von verschiedenen Einflüssen bestimmt

Die Biofilmgemeinschaften in einer Trinkwasser-Installation können sich abhängig von verschiedenen Einflussfaktoren (Werkstoffe, Trinkwasserbeschaffenheit, Wassertemperatur, Desinfektionsmittel), unterschiedlich entwickeln. Zu den kritischsten Faktoren gehören die in der Trinkwasser-Installation verwendeten Werkstoffe, Hilfsmittel zur Installation (Dichtungen u. ä.), sowie u. U. auch Werkstoffe zur Restauration bestehender Leitungen. 
Abhängig von den Nährstoffen entwickeln sich auf den Oberflächen Biofilmpopulationen, die sich in Bezug auf Zusammensetzung und Diversität unterscheiden.
Werkstoffe, die organische Substanzen abgeben, fördern nicht nur das Biofilmwachstum in Bezug auf Biomasseentwicklung, sondern erhöhen auch das Spektrum an Biofilmorganismen, die in nährstoffarmem Trinkwasser sonst nicht dominant vorkommen können. Dies stellt dann auch eine Risikoerhöhung hinsichtlich Einnistung und Austrag pathogener Mikroorganismen dar.

4. Thermo-oxidative Maßnahmen zur Anlagendesinfektion führen zu Werkstoffalterung

Neu waren die vergleichenden Untersuchungen zur Biofilmbildung auf neuen und „alten“, d.h. unter dem Einfluss chemischer, speziell oxidativer Medien (Desinfektionsmittel) und Temperatur, veränderter Polymerwerkstoffe. Durch die Anwendung von Desinfektionsmitteln (z.B. bei Sanierungen oder Anlagendesinfektionen) und erhöhten Temperaturen kommt es zu Reaktionen an den Additiven der Polymerwerkstoffe und den Polymerketten selbst. Bekannt ist, dass das
Ausmaß der dadurch bedingten Veränderung sowohl vom Desinfektionsmittel, dessen Einwirkzeit, der Temperatur als auch dem Druck im System abhängt. Die Folgen sind generell Änderungen der Werkstoff-Eigenschaften wie Hydrophobizität, Oberflächenstruktur,  Rauheit, bis zur Rissbildung bei lang andauernder Einwirkung. 
Versuche zur Biofilmbildung auf neuen und gealterten Werkstoffen wurden exemplarisch durchgeführt, wobei nach DVGW-Arbeitsblatt W 270 geprüfte Polymerwerkstoffe, ein Kautschuk aus Ethylen-Propylen-Dien-Monomer (EPDM) und ein silanvernetztes Polyethylen (HD-PEXb) eingesetzt wurden. 
HD-PEXb und EPDM wurden in einem speziellen Testsystem beschleunigt gealtert. Dazu wurden die Werkstoffe bei einem Druck von 4 bar und einer Temperatur von 40 °C in Gegenwart von Natriumhypoch lorit (2,5 mg/l) bzw. Chlordioxid (4 mg/l) über einen Zeitraum von 4 Wochen ausgesetzt. Dabei zeigte die Behandlung mit Chlordioxid eine stärkere Auswirkung. 
Die Biofilmbildung wurde im Rahmen eines Multifaktorenansatzes untersucht. Für die Auswahl der Faktoren war deren Relevanz für die Biofilmbildung maßgeblich. Gleichzeitig wurden unterschiedlicher Trinkwasserqualitäten simuliert.  

4. Thermo-oxidative Maßnahmen zur Anlagendesinfektion führen zu Werkstoffalterung

Bekanntermaßen haben Faktoren wie Nährstoff-Abgabe  des Werkstoffes, Nährstoffgehalt des Wassers, Temperatur, Wasserhärte und DOC-Gehalt einen
Einfluss auf die Biofilm-Bildung (Abbildung 1). Neu war die Erkenntnis, dass auch das Alter des Werkstoffes (Bauteils), also das Maß der durch oxidative Reaktion bedingten Veränderung eine Rolle spielt. Die Auswertung des Multifaktorenansatzes zur Biofilmbildung zeigte, dass im Sinne der obigen Definition„altes“ und damit an niedermolekularen Additiven verarmtes EPDM und HD-PEXb tendenziell ein geringeres Biofilmbildungspotential aufwiesen. Es ist anzunehmen, dass vom gealterten Werkstoff geringere Mengen an biologisch abbaubaren Nährstoffen den Mikroorganismen an der Werkstoffoberfläche abgegeben werden. Die Folge für die Praxis wäre ein geringeres Potential der Biofilm-Bildung auf älteren Kunststoffen und folglich geringerer Desinfektionsaufwand, was
sich nicht zuletzt auch Material schonend auswirken würde.  9
Abbildung 1: Faktoren mit Einfluss auf die Biofilmbildung
Die Ergebnisse der Multifaktorenversuche zeigten, dass die Biofilmbildung zwar von allen Faktoren beeinflusst wird, diese sich jedoch unterschiedlich stark
auswirken: 

• Der zur Verfügung stehende biologisch verfügbare Nährstoffgehalt stellte den wesentlichen Faktor bei der Biofilmbildung dar.

• Die Biofilmbildung war stark von der Temperatur, dem biologisch verfügbaren Nährstoffgehalt des Wassers und dem Werkstoffalter, jedoch nur gering von Wasserhärte und DOC-Gehalt abhängig. 

• Alte Werkstoffe (EPDM, HD-PEXb) wiesen ein geringeres Biofilmbildungspotenzial auf.

• Wenn der Werkstoff wenig Nährstoffe abgab, kam der Nährstoffgehalt des Wassers deutlich mehr zum Tragen.

• Die Temperatur hatte einen Einfluss; dieser war dann gegeben, wenn Nährstoffe entweder aus dem Wasser oder dem Werkstoff zur Verfügung standen. Eine höhere Temperatur führt dann zu einer stärkeren Biofilmbildung.

• Die Qualität des Werkstoffes wirkte sich bei Wässern mit niedrigem Nährstoffgehalt stärker aus als bei einem Wasser mit hohem Nährstoffgehalt.

Die Rissbildung verringert vor allem die Funktionsdauer, Risse stellen allerdings auch ein indirektes hygienisches Risiko dar, da Bakterien sich in ihnen ansiedeln

und schlechter entfernt bzw. vom Desinfektionsmittel nicht genügend erreicht werden (Abbildung 2). 

6. Die prophylaktische Desinfektion der Trinkwasser-Installation ist kritisch zu betrachten

Eine prophylaktische Behandlung der Trinkwasser-Installation widerspricht dem Minimierungsgebot der TrinkwV 2001 und kann folglich nur in begründeten Einzelfällen empfohlen werden. In jedem Fall bedarf  eine Desinfektion einer klaren Indikation. Vorrangig ist, dass ein Trinkwasser von einwandfreier Beschaffenheit vorliegt und dass sich die Trinkwasser-Installation in einem Zustand befindet, der den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht bzw.
in einen solchen Zustand versetzt werden muss.  Es muss hier auf §37 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) hingewiesen werden, in dem folgende Anforderung formuliert ist: „Wasser für den menschlichen Gebrauch muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, nicht zu besorgen ist.“
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens haben eindeutig die Bedeutung der Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik bestätigt. Sie berücksichtigen das durchschnittliche Verbraucherverhalten und bieten dem Verbraucher eine hohe Sicherheit beim Genuss des Lebensmittels Trinkwasser.
Abweichungen von diesen technischen Regeln erhöhen das Risiko einer hygienischen Beeinträchtigung des Trinkwassers. Diese Risiken können nicht durch
eine prophylaktische Desinfektion oder andere Maßnahmen, z.B. Wasserbehandlung, beseitigtwerden. Solche Maßnahmen sollten erst nach sorgfältiger
Prüfung und ständiger Überwachung zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

7. Die Beurteilung des Biofilmwachstums ist abhängig von der angewandten Methode

Die Wahl der Methode zur Quantifizierung der Mikroorganismen beeinflusst das Ergebnis. In der Trinkwasser-Überwachung werden ausschließlich kultivierungsabhängige Methoden verwendet. Die Bestimmung der koloniebildenden Einheiten (ob als Koloniezahl nach TrinkwV 2001, TrinkwV 1990, oder als HPC auf R2AMedium) gibt daher nur die Anzahl vermehrungsfähiger Organismen unter bestimmten Bedingungen wieder. Es ist aber bekannt, dass Mikroorganismen, die
keine Kolonien bilden und nicht wachsen, also keinen Baustoffwechsel betreiben, deshalb nicht tot sein müssen. Vielmehr können sie über lange Zeit hinweg11
reinen Erhaltungsstoffwechsel betreiben. Dies trifft für den größten Teil der Trinkwasser-Populationen zu. Sie tun dies oft als Antwort auf Stress-Situationen
(Nährstoff-Mangel, Desinfektionsmittel, Strahlung, Metall-Belastung etc.) und können bei Aufhebung des Stresses in den kultivierbaren Zustand zurückkehren. In
diesen Fällen handelt es sich nicht um eine Neu-Kontamination, sondern um die Erholung bereits vorhandener Organismen. Durch die Bestimmung der
Gesamtzellzahl (GZZ) mittels DNA-spezifischer Fluoreszenzfarbstoffe und mikroskopischer Auszählung lässt sich die maximal vorhandene Menge an Zellen
ermitteln, wobei allerdings nicht zwischen lebenden und toten Zellen differenziert werden kann. Dennoch gibt das Verhältnis zwischen GZZ und Koloniezahl
bereits Hinweise auf den physiologischen Zustand einer mikrobiellen Population. 
In allen Untersuchungen war die GZZ deutlich höher  als die Anzahl der koloniebildenden Einheiten nach  TrinkwV 2001 und 1990 sowie HPC auf R2A. In
Abhängigkeit von Temperatur, Biofilmalter und der Wasserbeschaffenheit variierte das Ergebnis der KBE-Bestimmungen (Koloniezahl nach TrinkwV 2001 und
TrinkwV 1990, sowie HPC auf R2A). Generell waren die EPDM-Werkstoffe dichter besiedelt als Kupfer, HD-PEXc und HD-PEXb. Der Anteil der kultivierbaren
Bakterien an der GZZ nahm mit zunehmendem Biofilmalter ab.
Als eine der Konsequenzen aus dem Projekt wird empfohlen, in kritischen Fällen neben der Koloniezahl auch die GZZ zu bestimmen. Wenn das Verhältnis
Koloniezahl zu Gesamtzellzahl hoch ist, dann deutet dies auf eine gut wachsende Population und damit auf das Vorhandensein günstiger Nährstoff-Bedingungen
hin.

8.  Legionella pneumophila und  Pseudomonas aeruginosa können sich in vorhandene Trinkwasser-Biofilme einnisten und in stagnierendes Trinkwasser ausgetragen werden

Werden fakultativ pathogene Bakterien in eine Trinkwasser-Installation eingetragen, so kann es unabhängig von Werkstoffqualität, Werkstoffalter, Wasserbeschaffenheit und Temperatur zur Einnistung dieser Organismen in vorhandene Trinkwasserbiofilme kommen. Die Organismen persistieren dort über Wochen bis Monate in kaltem  und erwärmtem Trinkwasser. Unter günstigen Umgebungsbedingungen ist auch eine Vermehrung möglich. Durch die Freisetzung aus den Biofilmen gelangen sie in das Trinkwasser, so dass Biofilme eine Kontaminationsquelle und somit eine potentielle Infektionsquelle darstellen. Zu den fakultativ pathogenen Bakterien von medizinisch-hygienischer Bedeutung, die in der Praxis in Biofilmen der Trinkwasser-Installation nachgewiesen wurden, gehören L. pneumophila und P. aeruginosa.
Die Ergebnisse der halbtechnischen Versuchsanlage zeigten, dass sich L. pneumophila in Trinkwasser-Biofilme einnistete, besonders bei  erhöhten Temperaturen, unabhängig von der Werkstoffqualität oder der Wasserbeschaffenheit. Eine Vermehrung fand besonders dann statt, wenn Amöben als Wirte für die intrazelluläre Vermehrung zur Verfügung standen, und wenn sehr dichte, aktive (wachsende) Biofilme vorlagen. Unter diesen Bedingungen ist grundsätzlich zu erwarten, dass Legionellen aus dem Biofilm freigesetzt und in das Trinkwasser ausgetragen werden. Die Konzentrationen an  L. pneumophila in den Trinkwasserproben (gemäß DIN EN ISO 19458 „Analyse  der Wasser-Beschaffenheit an einer Entnahme-Armatur im Haushalt“ (Zweck b)) können bei allen
Werkstoffen über dem technischen Maßnahmewert von 100 KBE/100 mL gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 551 liegen. Auch in den Biofilmen, die sich im Kaltwasser (12 °C bis 15 °C) entwickeln, konnte  L. pneumophila mit den kulturellen Standarduntersuchungsverfahren (ISO 11731) sporadisch nachgewiesen werden. Die Konzentration von  L. pneumophila im Biofilm ist abhängig von der Besiedlungsdichte. Werkstoffe, auf denen sich viel Biofilm bildet und sich viele Amöben
entwickeln (z.B. EPDM-Werkstoffe ohne Empfehlung nach DVGW-Arbeitsblatt W 270), bieten das Potential für sehr hohe Konzentrationen an L. pneumophila.
Hohe L. pneumophila-Konzentrationen im Biofilm führen zu hohen Konzentrationen im stagnierenden Trinkwasser. Die Temperatur spielt für die Vermehrung von L. pneumophila eine entscheidende Rolle. Daher ist darauf zu achten, dass Warmwasseranlagen dem Stand des DVGW-Arbeitsblattes W 551 entsprechen. Aber auch Kaltwasseranlagen können, wie im Rahmen des Verbundvorhabens durchgeführte experimentelle Untersuchungen sowie die bundesweite Erhebung und Risikoanalyse bestätigt haben, mit  L. pneumophila kontaminiert sein und müssen daher bei Sanierungen von  L. pneumophila  Kontaminationsfällen bei der
Gefährdungsanalyse mit berücksichtigt werden.
Auch P. aeruginosa nistet sich in Biofilme auf allen neuen und gealterten Werkstoffen der Trinkwasser-Installation ein und kann das umgebende stagnierende Wasser durch Freisetzung aus den Biofilmen kontaminieren. Die Dauer der Persistenz sowie die Konzentration der kulturell nachweisbaren  n  P. aeruginosa können zwischen den einzelnen Werkstoffen variieren.
Eine neue Erkenntnis des Projektes ist, dass L. pneumophila und P. aeruginosa in Biofilmen auf Werkstoffen der Trinkwasser-Installation außer in kultivierbarer Form auch in einem nicht-kultivierbaren Zustand vorliegen können. In diesem als VBNC („viable-but-nonculturable“, siehe Glossar) bezeichneten Zustand sind die Bakterien auf üblichen Nährmedien nicht mehr anzüchtbar, obwohl sie lebensfähig sind. VBNC-Bakterien lassen sich mit kultivierungsunabhängigen
Verfahren nachweisen. Bewährt haben sich Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) unter Verwendung gattungs- bzw. artspezifischer Gensonden und PCRbasierte Methoden. Sowohl auf neuen als auch auf gealterten Werkstoffen war die Konzentration von P. aeruginosa, die mit der FISH-Methode bestimmt wurde, höher als jene, die kulturell bestimmt wurde. Gleiches gilt auch im Fall der Einnistung von  L. pneumophila in Trinkwasserbiofilme. Während die Konzentration  der kultivierbaren Zielorganismen schwankte, blieb die Konzentration der FISH-positiven Zielorganismen über den untersuchten Zeitraum relativ konstant. Dies lässt den Schluss zu, dass sich ein Teil der Zielorganismen im Biofilm in einem VBNC-Zustand befand. Darüber hinaus deutet es darauf hin, dass sich der physiologische Zustand der Bakterien im Biofilm durch eine Vielzahl komplexer Prozesse ändern kann. Dazu gehört die Wechselwirkung mit anderen Bakterien und Protozoen, die Änderung der Temperatur oder des Nährstoffgehalts.  Daraus wiederum würden sich schwankende Befunde bei mikrobiologischen Routine- und Kontrolluntersuchungen von Trinkwasser-Installationen schlüssig erklären.

9. Die Trinkwasser-Installation: eine Grauzone in der Überwachung

Um die gesundheitliche Unbedenklichkeit des Trinkwassers in öffentlichen Einrichtungen sicherzustellen, sind die Gesundheitsbehörden gesetzlich durch dieTrinkwasserverordnung verpflichtet, am Austritt aus denjenigen Zapfstellen, die zur Entnahme von Wasser für den menschlichen Gebrauch dienen, das Trinkwasser in regelmäßigen Abständen untersuchen zu lassen. Obwohl die Grenzwerte und technischen Maßnahmewerte an der Entnahmestelle des Verbrauchers eingehalten werden müssen, findet eine Überwachung privater Trinkwasser-Installationen nur in Ausnahmefällen statt. Die Überwachung der Trinkwasser-Installationen durch die Gesundheitsbehörden stellt sich hinsichtlich verschiedener Aspekte als lückenhaft und nicht einheitlich dar.
 Folgende Punkte sollten daher unbedingt bundesweit vereinheitlicht werden:

 Priorisierung von zu untersuchenden Einrichtungen

 Umfang und Intensität der Anlagenuntersuchung

 Umfang und Frequenz der Beprobungen 

 Informationsdokumentation und -archivierung

 Expertise im personellen Bereich

Auswertungen umfangreicher Erhebungen deutscher Gesundheitsbehörden in über 4400 öffentlichen Gebäuden mit rund 30.000 Wasserprobenahmen aus 7 Jahren (2003 - 2009) zeigen, dass gesundheitsrelevante mikrobielle Kontaminationen in Trinkwasser-Installationssystemen sowohl für Legionellen auftreten (Überschreitung des technischen Maßnahmewertes in 13 % der Proben) als auch für Pseudomonaden (Überschreitung der UBA-Empfehlung: Nachweis in 3 % der Proben). Legionellen konnten vor allem in Warmwassersystemen nachgewiesen werden, jedoch zeigte die Überschreitung des technischen Maßnahmewertes im Kaltwassersystem in 5 % der Proben, dass  sie auch außerhalb des Warmwassersystems gute Wachstumsbedingungen vorfinden können.
Pseudomonaden treten im Kalt- und Warmwassersystem ähnlich häufig auf. Die wichtigsten Ergebnisse der Maßnahme- bzw. Grenzwertüberschreitungen für ausgewählte mikrobiologische und chemische Parameter sind in Tabelle 2 dargestellt.
Zudem werden beim Betrieb von Trinkwasser-Installationssystemen die allgemein anerkannten Regeln der Technik sehr häufig nicht eingehalten. Dazu zählen z. B. fehlende, regelmäßige Wartung der Trinkwasser-Installation (34 %, n = 498), nicht rückgebaute Totstränge (65 %, n = 327) oder auch eine fehlende Spülung nach längerer Nutzungsunterbrechung, wie z. B. nach den Sommerferien in Schulen (56 %, n = 290).  Die statistische Prüfung ergab, dass eine tägliche Erwärmung des Warmwasser-Hochheizspeichers auf mindestens 60 °C das relative Risiko für den Nachweis von Legionellen um 30 % senkt. Dieses Risiko wird durch jedwede Form der zusätzlichen Wasseraufbereitung um mindestens das Doppelte erhöht. 

10. Die Bestimmung der kultivierbaren Bakterien reicht allein nicht immer aus, um den hygienischen Status von Trinkwasser zu erfassen

Mit Hilfe von Standard-Kultivierungsverfahren nach TrinkwV ist man in der Lage, eine Vielzahl von hygienisch relevanten Bakterien (z. B. E. coli, P. aeruginosa, L. pneumophila) kostengünstig und einfach nachzuweisen. Diese standardmäßigen Verfahren haben sich in der Vergangenheit in der Trinkwasseranalytik bewährt, aber sie haben auch ihre Schwächen. Diese Methoden können die bereits erwähnten VBNC-Organismen nicht erfassen und zeigen nur die „Spitze des Eisbergs“ – VBNC-Organismen sind nämlich keineswegs tot. Dies könnte eine Erklärung für das Phänomen sein, dass in der Praxis gelegentlich zeitlich schwankende Befunde erhoben werden, da die Ziel-Organismen sich mal in einem kultivierbaren und dann wiederum in einem nicht kultivierbaren Zustand
befinden.
Der Übergang vom kultivierbaren in den VBNC-Zustand ist reversibel und wird durch Umweltfaktoren (z. B. Wassertemperatur, Nährstoffsituation, Anwesenheitvon Desinfektionsmitteln) kontrolliert. Für die Erfassung und Beurteilung mikrobieller Kontaminationen in der Trinkwasser-Installation kann daher in kritischen Fällen  die kombinierte Anwendung konventioneller Kulturverfahren und kultivierungsunabhängiger molekularbiologischer Methoden Ziel führend und für die
Praxis hilfreich sein.
Folgende Empfehlungen für die mikrobiologisch-hygienische Beurteilung von Trinkwasser in der Trinkwasser-Installation leiten sich aus diesen Gegebenheiten
ab:
 Im Zweifel sollten nicht nur die Koloniezahlen nach TrinkwV, sondern auch die Gesamtzellzahlen ermittelt werden. Aus dem Verhältnis Koloniezahl zu Gesamtzellzahl lassen sich schon erste Rückschlüsse auf die Ernährungslage der Mikroorganismen ziehen. Eine Zunahme des Verhältnisses der
Koloniezahl zur Gesamtzellzahl deutet auf das Auftreten günstiger Nährstoffbedingungen hin.
 Im Rahmen der Aufklärung von Kontaminations- bzw. Infektionsquellen oder der Erfolgskontrolle nach Sanierungsmaßnahmen gibt es die Möglichkeit, im Bedarfsfall ergänzend zu den konventionellen kulturellen Verfahren auch kultivierungsunabhängige Verfahren (FISH, PCR-basierte Methoden) zur Erfassung fakultativ pathogener Bakterien heranzuziehen.
 Für die Lokalisation von Kontaminationsquellen sollte die Pulsfeld-Gelelektrophorese zur Genotypisierung („genetischer Fingerabdruck“) von Bakterienisolaten eingesetzt werden.

11. Die Untersuchungen auf mikrobiologische Parameter nach TrinkwV lassen keine Rückschlüsse auf das Vorkommen von Legionellen und P. aeruginosa zu

Die bundesweite Bestandsaufnahme der behördlichen Routineüberwachung in diesem Projekt hat gezeigt, dass die Analyse der mikrobiologischen Parameter nach TrinkwV (E. coli, coliforme Bakterien, Koloniezahlen) nicht geeignet ist, um Kontaminationen mit den fakultativ pathogenen Krankheitserregern P. aeruginosa oder L. pneumophila sicher zu erkennen. Die Auswertung von mehr als 100.000 Messwerten hat gezeigt, dass der Anteil der für Legionellen und P. zu beanstandenden Wasseranalysen weit über dem der Werte für E. coli und coliforme Bakterien liegt. Darüber hinaus zeigen die statistischen Analysen, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Nachweis von E. coli und coliformen Bakterien und dem Vorkommen von Legionellen oder Pseudomonaden
besteht. 

12.In Anwesenheit von Metallionen kann der kulturelle Bakteriennachweis negativ sein, obwohl hygienisch relevante Organismen noch lebensfähig vorhanden sind

Das Vorhandensein von Metallionen (z.B. Cu2+) ist einer der Faktoren, die zur Unterdrückung des Wachstums von Mikroorganismen in Trinkwasser und Trinkwasserbiofilmen führen können. Darauf ist vermutlich zurückzuführen, dass in der Literatur so unterschiedliche Befunde über die Biofilm-Bildung auf Kupfer zu finden sind, wenn die Studien auf der Bestimmung der koloniebildenden Einheiten (KBE) beruhen. Es ist damit zu rechnen, dass die Bakterien, wenn sie Kupfer (bzw. Kupferionen) ausgesetzt sind, nur in einen vorübergehend nicht-kultivierbaren Zustand (VBNC) übergehen und – je nach Umweltbedingungen – wieder in den vegetativen Zustand zurückkehren. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass fakultativ pathogene Bakterien dann auch wieder infektiös werden können. Wie schnell diese Übergänge sind, wann und wodurch sie im Einzelnen ausgelöst werden, sollte Gegenstand weiterer Forschung sein. 

13. Eine wirksame Reinigung ist die Voraussetzung für den Erfolg von Desinfektionsmaßnahmen

Reinigen bedeutet, Verunreinigungen, Ablagerungen und andere unerwünschte Substanzen aus der Trinkwasser-Installation zu entfernen. Dadurch lässt sich einerseits die geplante Hydraulik der Rohrleitungen wiederherstellen, andererseits die Trinkwasserqualität während des Transportes durch die Rohrleitung sicherstellen. Verunreinigungen enthalten Substanzen, die die Trinkwasserqualität direkt beeinträchtigen, aber auch zur Vermehrung von Mikroorganismen auf
benetzten Oberflächen und damit auch zur Kontamination des Wassers mit Mikroorganismen führen können. Alle lockeren Ablagerungen sind bei der Reinigung zu entfernen. Sie dürfen sich auf keinen Fall an anderer Stelle wieder ablagern und dadurch erneut zu  Beeinträchtigungen des Trinkwassers führen. Fest anhaftende, anorganische Beläge können als Deckschichten Korrosion hemmende Eigenschaften aufweisen, sind andererseits aber kritisch zu betrachten, wenn ihre Rauhigkeit die Ansiedlung von Mikroorganismen begünstigt. Das Entfernen von Ablagerungen reduziert die Einnistungsmöglichkeit von Mikroorganismen und optimiert den Betriebszustand der Trinkwasser-Installation.

14. Desinfektion ist nicht gleichbedeutend mit Reinigung

Vielfach wird implizit von der Annahme ausgegangen, dass eine Desinfektionsmaßnahme auch eine Entfernung der Biomasse bewirkt. Im Verbundprojekt wurde dies anhand eines Biofilm-Modells überprüft, das auf der Ansiedlung und Vermehrung von Mikroorganismen in Silikonschläuchen beruht. Diese Schläuche begünstigen durch Abgabe von Nährstoffen (Additive des Silikons) die Biofilm-Entwicklung stark und eignen sich daher als Testsystem für die Desinfektion und
Beseitigung von Biofilmen. Es handelt sich hier um eine „worst case“-Situation, denn in diesem System sind die Biofilme besonders schwer zu beseitigen. Mittel und Verfahren, die den Biofilm im Biofilm-Modell bekämpfen, werden es mit großer Wahrscheinlichkeit auch unter ungünstigen Praxis-Bedingungen tun. 
Es wurde gezeigt, dass Desinfektionsmittel, die in den Konzentrationen eingesetzt wurden, welche nach § 11 TrinkwV 2001 zur Desinfektion zugelassen sind,erst nach einem Behandlungszeitraum von mindestens  70 Tagen zu einer Abnahme der Koloniezahlen der Biofilme bis zur Nachweisgrenze führten, wobei jedoch die Abnahme der Gesamtzellzahlen nur gering war. Erheblich höhere Konzentrationen können bei notwendiger Sanierung eingesetzt werden, um eine
Anlagen-Desinfektion durchzuführen. Hier kamen Chlor, Chlordioxid sowie Wasserstoffperoxid in Kombination mit Silberionen oder Fruchtsäuren zum Einsatz.
Diese Maßnahmen führten abhängig von der Art der Wirkstoffe ebenfalls zu Abnahme der Koloniezahlen bis zur Nachweisgrenze. Die Verringerung der Gesamtzellzahl bis zur Nachweisgrenze konnte jedoch nur vereinzelt (z.B. durch 25 mg/L freies Chlor oder 0,1 mg/L Ozon sowie 10 % Wasserstoffperoxid + Fruchtsäuren + Tenside) erreicht werden. Soll eine  nachhaltige Wirksamkeit erzielt werden, ist eine vorherige Reinigung der Systeme – z.B. mit dem Impulsspülverfahren – zu empfehlen.
Der Biofilm-Monitor – eine transportable Variante des Biofilm-Modells - wird inzwischen als Bypass-Gerät in Trinkwasser-Installationen genutzt und erlaubt eine realistische Überprüfung von Sanierungsmaßnahmen. Er wird auch als Bestandteil eines 3-Phasen-Prozesses bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln eingesetzt.

15. Desinfektionen können die Populationen verändern und schnellwüchsige Bakterien begünstigen

Die langfristige Wirkung von Desinfektionsmitteln auf Biofilmpopulationen wurde in verschiedenen Ansätzen untersucht. Es zeigte sich, dass immer sofort nach Absetzen des Desinfektionsmittels eine Regeneration des Biofilms erfolgt: Entweder durch Erholung und Wachstum der noch vorhandenen Bakterien, oder durch Neubesiedlung aus dem Wasser. Die Biofilmpopulationen, die sich nach Absetzen neu etabliert hatten, unterschieden sich in Bezug auf Zusammensetzung und
Diversität von den ursprünglichen Populationen. In  Abhängigkeit der Zusammensetzung und Konzentration  des Desinfektionsmittels entstanden ein Selektionsdruck und eine Populationsverschiebung in den Biofilmen. Die Population war nach der Desinfektion deutlich verändert, was darauf zurückgeführt wird, dass abgetötete Biofilme nicht entfernt wurden und neu wachsenden Bakterien als leicht verwertbare Nährstoffquelle dienten. Damit besteht das Risiko, dass sich als Folge einer Desinfektion schnellwüchsige und daher oft hygienisch relevante Bakterien entwickeln.

16. Ein Übergang vom VBNC in das kultivierbare Stadium von P. aeruginosa kann durch Desinfektionsverfahren möglicherweise beeinflusst werden

Auf allen untersuchten Werkstoffen waren bei den verschiedenen Wasserqualitäten mehrere Wochen nach der Kontamination Biofilme vorhanden, in denen P. aeruginosa für mehrere Monate nur mit FISH aber nicht mit kulturellen Methoden nachweisbar war, was auf einen VBNC-Zustand der Zellen im Biofilm hinweist.
Auch im stagnierenden Wasser konnte  P. aeruginosa kulturell nicht nachgewiesen werden. Wurden diese  Biofilme mit bis zu 20 mg/L Chlordioxid (auch mehrfach) desinfiziert, wurde P. aeruginosa in einigen Fällen sofort oder 3 Wochen nach Desinfektion sowohl im Biofilm als auch im stagnierenden Wasser wieder kulturell nachgewiesen. Die FISH-Signale im Biofilm blieben nach der Desinfektion fast unverändert hoch. Entweder wurde  P. aeruginosa durch die Desinfektion aus seinem VBNC-Zustand erweckt oder er war aus Zellzahlen im Biofilm, die unterhalb der Nachweisgrenze mit den Kulturverfahren lagen, sehr schnell zu den hohen Zellzahlen angewachsen. Letzteres ist jedoch innerhalb von 24 h sehr unwahrscheinlich. Oxidativ wirkende Desinfektionsmittel erhöhen die Konzentration leicht verfügbarer organischer Verbindungen im Biofilm und könnten somit die Wiederbelebung von VBNC-Stadien von fakultativ Pathogenen ermöglichen (Benölken et al., 2010). Hier besteht weiterer Forschungsbedarf

17.  P. aeruginosa und L. pneumophila können Reinigung und Desinfektion überleben

Ein kontaminiertes Trinkwassersystem nachhaltig von Krankheitserregern zu befreien, ist nur mit sehr hohem Aufwand zu erreichen. Bildet sich ein kompakter Biofilm auf einem Werkstoff aus, können die fakultativ pathogenen Bakterien im Biofilm eine Kombination aus Reinigung und chemischer Anlagen-Desinfektionselbst mit hohen Chlordioxid-Konzentrationen überleben. Überlebende fakultativ pathogene Bakterien können sich in den Biofilmen wieder vermehren und erneut das Trinkwassersystem kontaminieren. Der Nachweis dieser überlebenden Zellen ist, wie schon erwähnt, von der Untersuchungsmethode abhängig.
Werkstoffe, die den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen (KTW-Leitlinie UBA, 2008, DVGW-Arbeitsblatt W 270), verhindern zwar keine Kontamination der Biofilme mit fakultativ pathogenen Bakterien, bieten jedoch im Fall einer Kontamination aufgrund der nur dünnen Biofilme gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reinigung und Desinfektion (Benölken et al., 2010).

Bezug zu bestehenden Regelwerken und Gesetzen

Die Trinkwasserverordnung, die die Basis für eine Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser einwandfreier Beschaffenheit ist, nimmt an vielen Stellen Bezug auf die allgemein anerkannten Regeln der Technik. Obwohl die anerkannten Regeln der Technik aus juristischer Sicht ein unbestimmter Rechtsbegriff sind, der in Gesetzen nicht definiert ist, haben sie eine überragende Bedeutung bei der Bestimmung des Inhaltes von Sorgfalts- und Verkehrssicherungspflichten. Man geht davon aus, dass das Risiko einer mikrobiellen oder chemischen Kontamination einer Trinkwasser-Installation und damit des Trinkwassers dann sehr gering ist, wenn bei Planung, Bau, Inbetriebnahme und Betrieb die in Regelwerken, z.B. des DVGW, DIN, VDI, festgelegten Regeln der Technik eingehalten werden. 
Durch die rasante technische Entwicklung von neuen Werkstoffen, Bauteilen und Verfahren, vor allem im  Bereich der Trinkwasser-Installation, müssen die Regelwerke ständig an neue Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens liefern wertvolle Hinweise für die Ergänzung und Überarbeitung der technischen Regeln mit dem Ziel, das Restrisiko einer Gefährdung der menschlichen Gesundheit auf ein Minimum zu vermindern. Außerdem leistet das Vorhaben einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der komplexen Verhältnisse und Vorgänge in einer Trinkwasser-Installation. Damit bildet das Forschungsvorhaben die Grundlage für die Innovation bei der Entwicklung neuer Werkstoffe, Bauteile und Verfahren.
Ganz eindeutig ist: Die konsequente, fachgerechte Umsetzung der allgemein anerkannten Regeln der Technik kann das Risiko für mikrobielle
Kontaminationen mit Legionellen und Pseudomonaden deutlich verringern.

Schlussfolgerungen

Die Trinkwasser-Installation stellt eine hygienisch-mikrobiologisch empfindliche Komponente in der Versorgungskette dar, die zwar reguliert (DIN 1988, DVGWRegelwerk), aber unzureichend überwacht wird. Um das eingangs genannte Präventions-Potenzial effektiv  zu nutzen, erscheint es besonders wichtig, eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Auswahl und Prüfung der Werkstoffe zu richten. Die Methoden, die zur Beurteilung der hygienischen Qualität der Werkstoffe sowie des Trinkwassers angewandt werden, spielen für die Risikobewertung eine ganz entscheidende Rolle. Hier sollten neben den klassischen auch kulturunabhängige Verfahren genutzt werden, mit denen die tatsächlich vorhandene Biomasse sowie die hygienisch relevanten Organismen erfasst werden können. Ihr Auftreten im VBNC-Zustand ist dabei von großer Bedeutung, denn hierin könnte die Erklärung für zahlreiche hartnäckige Kontaminations- und Wiederverkeimungsprobleme gefunden werden. Darüber hinaus besteht noch ein deutlicher Forschungsbedarf, um zu verstehen, unter welchen Bedingungen Bakterien in diesen Zustand eintreten, wann und warum sie ihn wieder verlassen und kultivierbar werden und ob sie dann immer noch infektiös sind - wofür erste experimentelle Befunde sprechen. 
Aus den Ergebnissen der bundesweiten Bestandsaufnahme der Überwachung von Trinkwasser-Installationen in diesem Projekt ergibt sich die Frage, wie unter Nutzung moderner Untersuchungsmethoden mikrobielle  Kontaminationen in Trinkwasser-Installation im Haushalt schnell, einfach und sicher erkannt und lokalisiert werden können. Die Entwicklung eines reproduzierbaren, evaluierten, standardisierten Verfahrens zur schnellen, sicheren und kosteneffektiven Erkennung mikrobieller Kontaminationen in Trinkwasser-Installationen erscheint notwendig.  Eine Vereinheitlichung hinsichtlich der Vorgaben für die Auswahl und Anzahl repräsentativer Probenahmestellen ist erforderlich, die auch die Frequenz der Beprobung, die Auswahl der Parameter sowie einer Evaluation der Anwendbarkeit innovativer mikrobiologischer Nachweismethoden mit einschließt. Gerade für Problemfälle sollte das Potenzial genutzt werden, mit dem die modernen molekularbiologischen Verfahren die bewährten kulturellen Standardmethoden ergänzen können.

Quellen: